23. Okt 2024 | Energie Ausserschwyz AG
Andreas Knobel: Wenn Sie am Wochenende zum Tag der offenen Tür laden – was wollen Sie den Leuten vor allem zeigen?
Urs Rhyner: Wir wollen das moderne Holzheizkraftwerk der Energie Ausserschwyz AG in der Bodenwies in Galgenen zeigen, viele Fragen beantworten und erklären, wie die Region von diesem grossen Projekt profitieren kann.
Erwarten Sie auch kritische Fragen?
Es kursieren tatsächlich viele Gerüchte, diese entkräften wir sehr gerne. Auch für kritische Fragen sind wir immer offen. Wir verfolgen ein grosses Generationenprojekt, von dem viele betroffen sind. Somit liegt es in der Natur der Sache, dass es viele Fragen gibt.
Energie Ausserschwyz wurde damals mit offenen Armen empfangen. Hat sich dieser Enthusiasmus etwas gelegt, weil man auf dem Boden der Realität angelangt ist?
Diese Einschätzung kann ich nicht ganz teilen. Man muss unterscheiden zwischen Kunden, Bevölkerung und Gemeinwesen. Kundenseitig geniessen wir eine grosse Nachfrage, wir haben mehr als 750 Verträge abgeschlossen. Wir haben die hochgesteckten Ziele immer erreicht – das ist doch bemerkenswert.
Für die Bevölkerung bedeuten Baustellen eine Behinderung, was zu Unmut führen kann. Die Baustellen sind aber oft nicht nur wegen der Fernwärmeleitungen nötig, sondern kombinieren verschiedene Werkleitungen, von Wasser, Abwasser über Strom und Gas bis zu Glasfaser und Telekom.
Die Gemeinwesen unterschätzen meines Erachtens die Vorteile der Fernwärme für ihre Gemeinde. Vordergründig bedeutet die Fernwärme für sie Zusatzaufwand. Langfristig gibt es keine einfachere Lösung, erneuerbare Wärmeenergie in eine Liegenschaft zu integrieren.
Viele werden das Gefühl nicht los, dass jede Strasse in Ausserschwyz umgepflügt wird, um eure Fernwärmeleitungen zu verlegen.
Wir haben in Rekordzeit 26 Kilometer Fernwärmeleitungen verbaut. Die Ortschaften Galgenen, Lachen, Altendorf und Pfäffikon können Fern wärme ab dem Holzkraftwerk in Galgenen beziehen. Um dies zu erreichen, waren einige Baustellen nötig. Jede Baustelle führt zu Behinderungen und dies kann für eine baustellengeplagte Bevölkerung, wie die Lachnerinnen und Lachner, verständlicherweise zu Frustrationen führen. Sind die Leitungen einmal im Boden, halten diese für voraussichtlich 70 Jahre.
Ist das Gröbste überstanden oder wo stehen noch grosse Arbeiten an?
Viele Transportleitungen sind gebaut. Aber der Ausbau in den Dörfern ist noch nicht abgeschlossen. Auch werden weitere Verbindungsleitungen nach Siebnen, Freienbach, Wilen und Wollerau gebaut.
Ebenfalls öfters gehört: Viele Hauptleitungen mögen schon liegen, aber bei der Feinerschliessung hören Liegenschaftsbesitzer seit Jahren nichts mehr von euch.
Wir haben von Anfang an kommuniziert, dass wir ein grosses Gebiet erschliessen wollen. Wir müssen interessierte Liegenschaften finden und wo genügend Nachfrage vorhanden ist, die Quartiere nacheinander erschliessen. Dies geht nicht von heute auf morgen. Unser Ziel ist es, dass jede Liegenschaft, welche eine neue Heizung braucht, die Fernwärme in Erwägung zieht und für eine Offerte anfragt. Die Kommunikation des Zeitplans sind wir am Verbessern.
Aber billiger werden die Offerten für die Hauseigentümer auch nicht?
Unsere Preise sind sehr stabil und eine Gleichbehandlung der Kunden ist uns sehr wichtig. Es sind keine ausserordentlichen Preisanpassungen vorgesehen, nur die jährlichen Anpassungen an die Indexwerte werden vorgenommen. Alles ist für den Kunden transparent und nachvollziehbar.
Mit den Verzögerungen werden Grossabnehmer über Jahre mit Pellet-Containern bedient, so in der Riedmatt Wollerau. Gibt es auch bei anderen Grosskunden wie Seedamm-Center oder Kantonsschule Ausserschwyz solche Provisorien?
Übergangslösungen sind für uns sehr wichtig. Wir können unmöglich immer rechtzeitig mit Wärme vor Ort sein. Ein Pellet-Container ist für den Kunden eine gleichwertige, erneuerbare Lösung. Wir versorgen verschiedene Quartiere und Grosskunden mit Übergangslösungen. In Pfäffikon sind wir bis anfangs November mit Wärme aus Galgenen vor Ort, somit brauchen das Seedamm-Center oder die KSA keine Übergangslösung.
Gibt es denn noch weitere Grosskunden, die von Fernwärme überzeugt werden konnten? Wie stehts zum Beispiel mit dem Seedamm Plaza oder gar dem Alpamare?
Auf unserem aktuellen Prospekt, der in die Haushaltungen verteilt wurde, sind jene Grosskunden aufgeführt, die wir bereits kommunizieren dürfen. Die meisten wollen vom Erdgas weg. Darunter sind neben dem Seedamm-Center und der im Bau befindlichen KSA der Bezirk Höfe mit seinen neuen Verwaltungsgebäuden, das Steg-Schulhaus, die Gemeinden Freienbach und Lachen, das Spital Lachen, Private wie Diga und Hornbach in Galgenen, und so weiter. Mit dem Seedamm Plaza und dem Alpamare sind wir noch im Gespräch. Das Alpamare wäre tatsächlich der grösste Kunde in unserer Region.
Die Übergänge über Bäche wie beim Rotbach an der Breitenstrasse in Altendorf sind keine Augenweide. Warum konnte man diese Leitungen nicht an die Autobahn-Übergänge anschliessen?
Bachquerungen sind für unsere Leitungsführung eine der grössten Herausforderungen. Die Auflagen sind enorm. So konnten wir in Altendorf den Chatzenbach unterqueren, den Chälenbach/Rotbach aber durften wir nicht. Mit dem Astra findet man, ausser für Autobahnunterquerungen, selten Lösungen, wir haben es versucht.
Anfangs wart ihr noch die Einzigen, heute gibt es in Dörfern eigene Fernwärme. Schwimmen euch da nicht die Felle davon, zumal etliche Immobilienbesitzer zwischenzeitlich Wärmepumpen oder gar neue Ölheizungen installiert haben?
Neben dem Fernwärmeverbund in Wangen und einem Nahwärmeverbund in Wollerau sind mir keine Weiteren bekannt. Mit Wangen haben wir ein sehr gutes Einvernehmen und das Gebiet aufgeteilt. Ein Fernwärmeverbund aufzubauen ist sehr kapitalintensiv und aufwendig. Deshalb hat sich ausser der Energie Ausserschwyz AG noch niemand an ein solches Projekt in der Region gewagt. Die Kundennachfrage ist sehr hoch und unser Produkt sehr attraktiv, deshalb sehen wir keine Felle, die davonschwimmen würden.
Und wie grenzt ihr euch gegen die Kehrichtverbrennungsanlage KVA Linth in Niederurnen ab? Die setzt ja auch auf Fernwärme.
Auch hier gibt es keine Abgrenzung, sondern eine Zusammenarbeit. Wir haben mit der KVA Linth eine Machbarkeitsstudie gemacht, die aufzeigt, wie eine sinnvolle Zusammenarbeit technisch möglich ist. Es besteht somit quasi eine Absichtserklärung der KVA Linth, die EASZ mit Wärme zu versorgen. Jetzt brauchen wir nur noch das Kapital, um die Leitungen bis nach Reichenburg zu bauen und dort die Wärme abzuholen.
Ihr expandiert also nicht nur gegen Westen, sondern auch gegen Osten?
Das ist richtig. Die KVA wird bis Bilten bauen, wir über Schübelbach, Buttikon und Reichenburg bis Bilten, bis zur ARA. In diesem Bereich wird dann ein Austausch zwischen den beiden Fernwärmeverbünden realisiert.
Die KVA darf Abfall verbrennen, ihr braucht Holz. Manche beschwören einen Holz-Notstand herauf…
Holz hat es genug, es ist nur eine Frage des Preises. Die Holzhändler verkaufen immer an den Höchstbietenden. Bezahlen wir für Altholz, also Abbruchholz, denselben Preis wie die Käufer im Ausland, dann bleibt das Holz in der Schweiz, sonst wird es ins Ausland exportiert. Nach der Energiekrise im letzten Winter hat sich der Holzmarkt wieder beruhigt.
Wie gross ist der Anteil von Altholz und von Schweizer Holz?
Dieses Jahr verbrennen wir 90 Prozent Altholz und 10 Prozent Frischholz. Die Lieferanten stammen von so nah wie möglich, denn der Transport kostet. Entscheidend ist also der Umkreis. Eine Lieferung aus Vorarlberg kann sinnvoller sein als aus der Westschweiz. Insofern kann unser Holz schon mal aus dem benachbarten Österreich oder Deutschland stammen. Unser Haupteinzugsgebiet ist aber Zürichsee, Zürcher Oberland, Glarnerland bis nach Sargans.
Zurück zum Samstag: Geht es nicht auch darum, zu zeigen, wie gross dieses Projekt Energie Ausserschwyz inzwischen geworden ist?
Es geht darum aufzuzeigen, was die Vorteile sind. Wie wir unabhängiger vom Ausland und CO2-neutral werden, die Versorgungssicherheit und Wertschöpfung in der Region erhöhen. Wir wollen Verständnis schaffen für den Bauablauf und Geduld für das Generationenprojekt schaffen.
Wie viele Millionen wurden bereits und werden noch investiert?
Ins Holzkraftwerk wurden 60 Millionen Franken investiert. Damit kann Strom für 7'100 Haushalte und Wärme für 9'600 Haushalte produziert werden. Ins Fernwärmenetz wurden 65 Millionen Franken investiert und nochmals so viel soll investiert werden. Sollte die gesamte Region mit eingebunden werden, kämen nochmals 100 Millionen Franken dazu. Das Fernwärmenetz ist damit eines der grössten Infrastrukturprojekte in der Region.
Und das alles gehört noch dem EW Höfe, also dem Bezirk Höfe und damit den Höfner Bürgern?
Richtig, rund 75 Prozent der AG gehört der EW Höfe AG. Damit bietet sie ihren Kunden eine Wärmealternative zum fossilen Erdgas. Die Fernwärme entlastet aber auch das Stromnetz, indem im Winter anstelle von Strom für Wärmepumpen Fernwärme für die Heizung der Liegenschaften eingesetzt wird. Nicht zu vergessen sind die inzwischen 100 Genossenschafter.
Wie lange werden Sie der «oberste Einheizer» bleiben? Sie haben ja noch andere Ämter mit Karrieremöglichkeiten.
Ich habe keine Pläne, die EASZ in naher Zukunft zu verlassen. Das Projekt ist höchstspannend, ich habe ein tolles Team und die Herausforderungen gehen nicht aus.
Für weitere Fragen stehen Ihnen zur Verfügung:
Urs Rhyner, Geschäftsleiter Energie Ausserschwyz AG
urs.rhyner@easz.ch
079 415 07 32